Die beiden Abfüllungen rechts im Bild sind beide von Glenlivet. Die Duncan Taylor Jahrgangsabfüllung kostet dabei rund das Sechsfache der 12yo Standardabfüllung. Ist der Whisky nun auch sechsmal besser? Solche Vergleiche sind natürlich Blödsinn. Geschmack ist nun mal eine rein subjektive Wahrnehmung und kann in kein allgemein gültiges Schema gepresst werden. Also sollte man eher sagen, dass die teure Abfüllung eine höhere Wertzschätzung erfährt, da Liebhaber offensichtlich bereit sind, deutlich mehr Geld als für die Standardabfüllung auszugeben. Aber wonach richtet sich nun diese Wertschätzung?
Die einfache Gleichung älter = besser ist so aber natürlich Blödsinn. Da würde man ja durch einfache Lagerung aus jedem
billigen Supermarkt - Blend einen Spitzenwhisky machen können. Heute für 5,99€ kaufen und in 10 Jahren einen einmaligen
Whisky genießen - schön wär's! Wie oben erwähnt ist die (oftmals) hohe Qualität eher der Auswahl besserer Fässer
geschuldet als dem Alterungsprozess.
Zudem muss man genau zwischen Reife im Fass (Maturation) und dem Älterwerden des Whiskys in der Flasche unterscheiden:
Während der Reifung im Fass spielen sich komplexe Reaktion zwischen Destillat, Holz (Fasswand) und dem eindringenden Sauerstoff
(Oxidation) ab, diese verändern das Geschmacksbild des Whisky mehr als alle anderen Einflussfaktoren. Nach der Abfüllung
kommen diese Prozesse praktisch vollständig zum Erliegen, abgefüllter Whisky verändert sich kaum noch.
Jahrgangsabfüllungen wie die gezeigte Flasche von 1968 sind meist teurer als Abfüllungen ohne Jahrgang.
Vermutlich liegt das z.T. daran, dass der Whisky "gefühlt" eben doch immer älter wird, während der "25 yo" halt immer bei 25 Jahren
stehen bleibt. Der eigentliche Grund dürfte aber sein, dass Jahrgangsabfüllungen sich als Geschenk für Jubiläen eignen und
dieser "Vorteil" vom Handel in die Preise mit einberechnet wird.
Auch das kann man nicht pauschal beantworten. Auf alle Fälle gibt es definitiv zu jungen Whisky, mich hat noch kein Whisky unter 5 Jahren
wirklich überzeugt (Scotch wohlgemerkt, bei Bourbon oder Rum mag das ganz anders aussehen). Junge Abfüllungen schmecken meist
sehr alkoholisch (auch bei nur 40%) und metallisch, oft auch bitter. Zudem brauchen die komplexen Aromen, die vor allem
aus der Reaktion mit dem Holz stammen, Zeit für ihre Entwicklung.
Kann Whisky auch zu alt sein? Aber sicher!! Das Problem ist, dass die Fassaromen irgendwann mal zu dominant werden und der
spezifische Geschmack des Whisky verloren geht. Es ist nahezu unmöglich, z.B. aus über 25 Jahren gereiften First-Fill-Sherry
Whiskys aus den Highlands die Destillerie heruaszuschmecken, diese Whiskys schecken alle sehr ähnlich, da der Geschmack
zum größten Teil durch die Fassaromen geprägt wird. Zudem haben sehr alte Whiskys oft das Problem, dass die Holzaromen (Tannine)
den Whisky auch nach Holz schmecken lassen. Wenn dieses Aroma zu intensiv wird, empfinde zumindest ich das störend.
Das ideale Reifealter wird vorwiegend von zwei Faktoren abhängen:
Ich möchte an dieser Stelle ein paar Aspekte der Produktion anhand eines meiner Lieblingswhiskys erklären:
Caol Ila. Heute läuft Caol Ila auf Hochtouren. Angeblich ist die Destillerie
auch samstags und sonntags in Betrieb. Der Spirituosenriese Diageo, dem Caol Ila gehört, braucht dringend Islay-Whisky für
den rauchigen Touch in seinen Blends. Fast die gesamte Produktion von Caol Ila geht in die Herstellung von Johnnie Walker & Co.
Der Ausstoß von Caol Ila wurde zuletzt auf 6,5 Millionen Liter im Jahr erhöht.
Längst ist der Platz für die Fassreifung ausgegangen. „Wenn der ganze Whisky, der auf Islay gebrannt wird, auch hier gelagert
würde, dann müssten wir die halbe Insel mit Lagerhäusern zubauen“, sagt Bill Stitchell, Distillerie Manager bei Caol Ila,
im Interview mit der FAZ.
Noch weiter oben in der Gunst der Sammler und Trinker stehen dann die Abfüllungen aus einem einzigen Fass (Single-Cask), da man davon ausgeht, dass nur die allerbesten Fässer als Einzelfassabfüllung abgefüllt werden. Wird der Whisky ohne weitere Verdünnung abgefüllt, so erhält man die höchste Stufe der Qualitätsstufe: "Cask Strength" (Fassstärke). Whisky aus einem Fass, unverdünnt und mit dem vollen Aroma. Leider gibt es bei Glenlivet und Coal Ila nur sehr selten Einzelfassabfüllung als OAs. Da muss man dann auf die UAs zurückgreifen. Die Managers Choice Abfüllung ganz rechts im Bild ist eine der ganz seltenen "Cask Strength" Originalabfüllung von Caol Ila (366 Flaschen).